Über uns - Geschichte
Villa Teresa, Wohnstätte von Eugen d’Albert und Teresa Carreño – zwei legendäre Künstler ihrer Zeit.
Sowohl Teresa Carreño, 1853 in Caracas geboren, als auch Eugen d’Albert, 1864 in Glasgow geboren, durchlebten eine Kindheit als „Wunderkind“.
Nachdem die Familie der kleinen Teresa Carreño aus politischen Gründen aus Ihrer Heimat fliehen mussten, lebte Teresa zunächst in den Vereinigten Staaten, wo sie mit nur 13 Jahren vor Abraham Lincoln im Weißen Haus ein Konzert spielte. Kurz darauf ging sie nach Paris, um bei Anton Rubinstein zu studieren.
Von hier aus begann ihre Karriere in ganz Europa.
Eugen d’Albert, das Kind der schottischen Pianistin Annie Rowel und des französischen Charles d’Albert, wuchs in einer Musikerfamilie auf. Der Vater, auch als „Britischer Strauß“ bekannt, komponierte erfolgreich Tanzmusik, die jedoch inzwischen als vergessen gilt. Mit 16 Jahren lernte er Franz Liszt kennen und folgte ihm nach Weimar als späterer Meisterschüler.
Im Juni 1892 heiratet Eugen d´Albert in London die elf Jahre ältere, aus Venezuela stammende Konzertpianistin Teresa Carreño. Eugen d´Albert steht zum zweiten Mal vor dem Traualtar, seine Gattin hat bereits zwei Ehen hinter sich und bringt zwei Kinder mit nach Coswig: Teresita und Giovanni.
Gemeinsam mit d´Alberts Sohn Wolfgang und den beiden 1892 und 1894 in Coswig geborenen gemeinsamen Töchtern Eugenia und Hertha toben zuletzt fünf Kinder durch das geräumige Haus.
D´Albert, der das Haus einst wegen seiner ruhigen Lage schätzte, wird das tägliche Klavierspiel der Ehefrau Teresa, der Lärm der Kinder und Hausangestellten, die häufigen Besuche von Künstlerfreunden und Schülern bald zuviel, er errichtet für sich am äußersten Ende der Parkanlage, gut abgeschirmt gegen das geräuschvolle Wohnhaus, einen zweistöckigen Pavillon zum Komponieren.
Das Eheglück der beiden ungleichen Partner ist bald dahin. D´Albert, der sich zeitlebens nach einer häuslichen und fürsorglichen Gattin gesehnt hat, kommt mit dem selbstbestimmten Wesen und südländischen Temperament seiner Frau immer weniger zurecht. Während ihrer monatelangen Konzertreisen bleibt das Haus verwaist, die Kinder sind sich selbst überlassen und werden von Dienstboten und Bekannten hin- und hergeschubst.
1895 wird die Ehe geschieden,
d´Albert, seit längerem mit einer Opernsängerin liiert, nimmt eine Position als Hofkapellmeister in Weimar an. Teresa Carreño begibt sich mit den Kindern nach Berlin, von wo aus sie ihre Pianistenkarriere fortsetzt.
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Dresden, seit ihrem Debüt 1890
ein von ihr bevorzugter Konzertort, besucht sie während ihrer späteren Konzertreisen immer wieder. Am 4. März 1916 „donnert“ die 63-jährige „wie ein Mann“ mit dem Gewerbehausorchester, der heutigen Dresdner Philharmonie, Beethovens Es-Dur-Klavierkonzert herunter und reißt Kritiker und Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.
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1902 heiratet sie erneut,
am 13. Juni 1917 verstirbt „die Walküre des Klaviers“ in New York nach einem ihrer phänomenalen Konzerte an Erschöpfung. Eugen d’Albert, dessen Ruhm als Komponist in Coswig erst begann, erlebt ab 1903 den Welterfolg seiner Oper „Tiefland“, die zu den meistgespielten Opern des 20. Jahrhunderts gehören wird.
Die legendäre Regisseurin Leni Riefenstahl
verfilmt diese Oper im Jahr 1940 und setzt Eugen d’Albert damit auch im Medienzeitalter ein bleibendes Denkmal. Von seinen 21 Opern, zahlreichen Liedern und Kompositionen für Klavier ist heute ein Großteil vergessen.
Einige seiner Werke sind einem Modegeschmack der Entstehungszeit geschuldet und nicht frei von Zugeständnissen an den damaligen Publikumsgeschmack. Als Komponist ist er seinen Zeitgenossen Johannes Brahms, Richard Strauss, oder Gustav Mahler nicht ebenbürtig, als Pianist, insbesondere als Beethoveninterpret, besitzt er Weltgeltung. Als Herausgeber der Klavierwerke von Johann Sebastian Bach, der Klavier-Sonaten Ludwig van Beethovens und der Mitarbeit an der Liszt-Gesamtausgabe hat er weitere Verdienste erworben.
Eugen d’Albert und Teresa Carreño haben unsere Musikgeschichte bereichert. In Coswig wird ihr Andenken gepflegt und für die Nachwelt sorgsam bewahrt.
Impressionen Villa Teresa
Von den beiden
in Coswig geborenen Töchtern des Künstlerehepaars tritt besonders die 1892 geborene Eugenia in die Fußstapfen der Eltern. Ihre pianistischen Erfolge sind mit denen der Eltern nicht vergleichbar, ihrer Schönheit als Frau verdankt sie jedoch Zuneigung berühmter Zeitgenossen. Das Archiv der Villa Teresa verwahrt Widmungsfotos und Gästebucheintragungen des Pianisten Wilhelm Backhaus, der Komponisten und Pianisten Sergeji Rachmaninow und Leopold Godowski.
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Als Geschenk
der zweiten Frau und Witwe ihres Mannes James Richard Harris ist der Nachlass Eugenias in den letzten Jahren aus Washington nach Coswig gebracht worden. Darunter befinden sich auch der Bechsteinflügel und der silberne Taufbecher ihrer Tochter Teresita.
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Hertha Irmengard,
1894 geboren, heiratete den Reutlinger Maschinenbauingenieur Ludwig Weber. Ihre Töchter Anita Weber und Teresita Goebel haben die Restaurierung und Einrichtung des Geburtshauses ihrer Mutter mit finanziellen Zuwendungen, Leihgaben und Geschenken gefördert und stehen bis heute in engem Kontakt mit der Eugen d’Albert und Teresa Carreño Gesellschaft in Coswig.
Zentrum für Kammermusik und Literatur
Neben dem Gedenken und der Erhaltung des Erbes von Teresa Carreño und Eugen d’Albert gilt die Villa Teresa als einzigartiges kulturelles Zentrum der gesamten Region.
In gehobener Atmosphäre veranstaltet die Kulturbetriebsgesellschaft Meißner Land mbH als Betreiber des Hauses hier regelmäßig Konzerte, Lesungen, Gespräche und Szenische Abende.
Im intimen Rahmen des Kammermusiksaales atmen Besucher wie Künstler das besondere Flair eines Ortes, an dem bereits vor über 100 Jahren musiziert wurde.
Zahlreiche namhafte Künstler sind dem Haus seit Jahren freundschaftlich gewogen und verbinden viele anregende und inspirative Abende mit der Villa Teresa.